Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
26. Juni 2025
In Paris pulsiert das Leben abseits der Modewochen im Rhythmus dynamischer Marken, die die Lebendigkeit der französischen Hauptstadt einfangen wollen. Das Marais-Viertel wird durch Showrooms internationaler Marken belebt, Galerien und Herrenhäuser werden zu Mode-Oasen. Einige sind sogar für die Öffentlichkeit zugänglich, wie beispielsweise bei Puma. Die Marke weihte am Mittwoch einen Pop-up-Store mit einer immersiven Installation in den Farben seines neuen Velum-Sneakers ein. Gestaltet wurde das neue Modell von Star-Designer Salehe Bembury. Rund hundert Modelle standen beim Produktlaunch zum Verkauf. Der US-Designer, der sich seine Sporen in den Glanzzeiten der Marke Yeezy an der Seite von Kanye West verdiente, war bei der Präsentation ebenfalls dabei. Salehe Bembury ist nicht zuletzt für seine Arbeit mit organischen Texturen und originellen Formen bekannt. Ab 2017 brachte er seine kreative Vision bei Versace ein, unter anderem mit dem Modell Chain Reaction. Er arbeitete aber auch mit New Balance, Moncler Genius und Crocs, wo er mit seinem biomorphen Pollex Clog neue modische Impulse gab. Im Gespräch mit FashionNetwork.com sprach der New Yorker Designer über seinen kreativen Ansatz.
FashionNetwork.com: Paris steckt gerade mitten in der Fashion Week. Haben Sie in dieser Saison Schauen besucht?
Salehe Bembury: Ich habe mit am Dienstag drei Shows angesehen, darunter gestern Abend die LV-Show. Zu dieser Marke habe eine enge Verbindung. Deshalb freue ich mich immer, zu sehen, was sie entwickeln. Und die Location war unglaublich. Die Show war im Centre Pompidou. Und ja, sie war großartig.
FNW: Wir befinden uns hier im Bereich, der Ihrem Velum-Modell für Puma gewidmet ist. Wann begann die Zusammenarbeit mit der Marke?
S.B.: Die Zusammenarbeit begann Anfang 2024. Ursprünglich lehnte sich das Projekt an die Puma-Basketballlinie Hoops an. Es ging darum, Produkte für ihren Starathleten (den amerikanischen Basketballspieler Tyrese Haliburton) zu entwerfen. Aber angesichts des Interesses der Verbraucher haben wir neue Chancen gesehen. Also überlegten wir, wie wir neue Zielgruppen ansprechen und andere Erwartungen erfüllen können. Da kam mir natürlich die Running-Silhouette in den Sinn, zu der ich mich hingezogen fühle. Es ist eine wirklich universelle Silhouette, weil sie sowohl für den Sport als auch für den Lifestyle geeignet ist.
FNW: Und wie kam das Projekt zustande?
S.B.: Ich habe vorgeschlagen, etwas zu entwickeln, das in kürzerer Frist umgesetzt werden kann. Deshalb ging es nicht darum, ein Produkt von Grund auf neu zu entwerfen, sondern eher um eine Art “Mr. Potato Head”. Wir haben bestehende Elemente aus dem Puma-Sortiment genommen und ich habe einige meiner Designvorstellungen eingebracht. Das Ergebnis ist dieser Velum.
FNW: Aber es ist doch etwas ganz anderes, auf Leistung zu fokussieren und ein Lifestyle-Produkt zu entwickeln?
S.B: Ich bin kein Autoexperte, aber ich würde es mit verschiedenen Modellen derselben Baureihe vergleichen. Auch wenn sie sich ähneln, liegen die Unterschiede im Motor und in den Details. Beim Velum befindet sich eine flache Platte im Schaft, die rein dekorativ ist. Bei einem Performance-Modell würde diese aus Carbonfaser gefertigt, wodurch der Schuh zum Funktionsschuh wird. Und beim Hali1 ist es gerade der Einbau einer Carbonfaserplatte, die den Schuh so funktional macht. Die Anforderungen sind recht ähnlich. Aber wenn man auf ein Hindernis oder ein Problem stößt, muss man sein Designwissen einsetzen, um es zu lösen.
FNW: Welche Vorgaben hatten Sie für den Velum?
S.B: Bei Puma heißt die Spitzentechnologie Nitro. Sie bildete die Grundlage für das Projekt eines Lifestyle-Laufschuhs. Auch wenn es sich nicht um ein Modell für Langstreckenläufer handelt, verfügt der Schuh dennoch über die entsprechenden Leistungsmerkmale.
FNW: Sie haben sowohl für Massenmarkt- als auch für Luxusmarken gearbeitet. Inwiefern unterscheidet sich der kreative Ansatz?
S.B.: Ich habe Industriedesign studiert. Dort habe ich gelernt, dass alle Designaufgaben im Grunde genommen gleich sind. In Wirklichkeit ist jede Marke anders und bietet neue Möglichkeiten. Es geht also nicht darum, ob es sich um eine Luxusmarke oder eine Massenmarke handelt. Vielmehr geht es darum, ihre Essenz zu identifizieren und herauszufinden, was daran interessant ist. Ich habe für ein Unternehmen namens Payless gearbeitet, aber auch für Versace. Bei der Umsetzung des Designs würde ich sagen, dass sich die beiden sehr ähnlich waren.
FNW: Sie sind seit über 15 Jahren in dieser Branche tätig. Wie schätzen Sie den Sneaker-Markt heute ein?
S.B.: Ich denke, dass zum jetzigen Zeitpunkt vieles offen steht. Wir haben einige Jahrzehnte hinter uns, die von spezifischen Marken geprägt wurden. Und ich glaube, dass dies heute absolut nicht mehr der Fall ist. Für Puma gibt es viele Möglichkeiten. Die Öffentlichkeit ist viel aufgeschlossener und neugieriger gegenüber Marken, die sie vielleicht vorher noch nicht kannte. Das schafft die Möglichkeit, spannende Produkte herzustellen und starke Momente zu schaffen.
FNW: Welche Themen interessieren Sie in Ihrer Arbeit besonders?
S.B.: Für mich ist die Form das Wichtigste. Das mag sehr einfach klingen, aber ich glaube, dass viele Marken das nicht unbedingt schaffen. Deshalb stelle ich nach der Recherche immer sicher, dass ich mich zuerst mit der Form beschäftige. Das ist entscheidend, denn der Verbraucher orientiert sich daran, ohne es bewusst wahrzunehmen. Deshalb ist die Form so wichtig. Wenn man die Spitze Ihres Schuhs und die Spitze meines Schuhs betrachtet, braucht man kein Logo, denn an der Form erkennt man die charakteristische Spitze von Clarks und die charakteristische Spitze von Puma. Es geht also darum, den gesamten Fuß aus allen Blickwinkeln zu betrachten und sicherzustellen, dass man das Potenzial voll ausschöpft.
FNW: Wie geht es nach Hoops und diesem Velum-Modell mit Ihrer Zusammenarbeit bei Puma weiter?
S.B.: Das kann ich nicht sagen. Aber für mich geht es in erster Linie um langfristige Partnerschaften. Ich habe den Eindruck, dass wir in einer Mikrowellen-Konsumgesellschaft leben, in der Collabs völlig kurzlebig sind und jederzeit wieder aufgewärmt werden können. Mit Puma sehe ich eine langfristige Möglichkeit, das Interesse der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten, eine Community aufzubauen und Geschichten zu erzählen. Und vor allem: coole Produkte zu kreieren.
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