PFW am Mittwoch: Courrèges, The Row und Dries Van Noten


Übersetzt von

Felicia Enderes

Veröffentlicht am



5. März 2025

Es gibt wohl kaum zwei Modehäuser, die so gegensätzlich sind wie Courrèges und The Row, die an diesem sonnigen Mittwoch zwei ganz unterschiedliche Schauen in Paris boten. Gefolgt von einer ausgefeilten und erfolgreichen Inszenierung von Julian Klausner für Dries Van Noten in der Opera Garnier.

Courrèges: Party muss sein

Photo Credits: Godfrey Deeny

Ein weiterer weißer Kasten, ein weiteres bizarres Centerpiece – in diesem Fall aufsteigendes Konfetti – und eine weitere beeindruckende Kollektion von Nicolas Di Felice in einer weiteren Morgenshow für das Haus Courrèges.

In dieser Saison ließ sich Nicolas Di Felice von einem Fotobuch von Don Colen mit dem Titel “Moments Like This” inspirieren, in dem rund 100 Bilder von Konfetti abgebildet sind. Einige seiner Bilder zeigen Scherben und längliche Farbflächen und bilden die Grundlage für die Herbst/Winter-Kollektion 2025/26.
 
Eröffnet wurde die Show mit minimalistischen Drapierungen, langen Rechtecken aus Stoff, die sich sanft um Oberkörper und Schultern legten und an vielen Models zu sehen waren.

“Ich nenne es das one-minute Courrèges“, lachte der stets unprätentiöse Di Felice in einem vollbesetzten und feierlichen Backstage-Bereich, während Gäste und Models einen Schluck Champagner tranken.
 
Der Eröffnungslook bestand aus einem drei Meter langen schwarzen Rechteck aus feiner Wolle, das um den Hals geschlungen wurde und als Schal, Bluse und Schleppe diente.
 
Rechtecke wurden gewellt, gedreht und gewickelt, um atemberaubend geformte Oberteile zu kreieren, die zu Bleistifthosen kombiniert wurden. Diesem Gedanken folgend bestanden Cocktailkleider aus langen Parallelogrammen, die um den Hals gewickelt wurden, den Oberkörper umschlangen und dann zu Boden fielen. 
 
Mit dem letzten Look schickte Nicolas sogar eine clevere Hommage an den Gründer André Courrèges über den Laufsteg. Das futuristische, weiß schimmernde Lackkleid des Gründers aus dem Jahr 1968 wurde als gerolltes Wickelkleid mit ausgestelltem Rücken ohne Ärmel, in dem die Arme des Models gefangen waren, neu aufgelegt.

Photo Credits: Godfrey Deeny

Für kühlere Abende entwarf er einige großartige, schnittige Mantelkleider und Mieder aus dem für die Marke charakteristischen schwarzen Kunststoff-Toile. Aber das Herzstück der Show waren die kühnen neuen Drapierungen, die besten, die wir seit vielen Saisons gesehen haben, und eine Erinnerung daran, wie es Nicolas geschafft hat, Courrèges wieder zu einem so angesagten Label zu machen. Damit ist er der erste Designer, der das von André Courrèges gegründete Haus nach einem halben Dutzend Möchtegern-Nachfolgern nach dem Rücktritt des Gründers im Jahr 2011 erfolgreich wiederbelebt hat.
 
“Ich wollte den Optimismus von André und die Liebe zu Partys in Erinnerung rufen. In schwierigen Zeiten wie heute braucht man das”, schloss er.
 
Alles in allem ein tolles Mode-Statement. Auch wenn man das Gefühl hat, dass Di Felice in Sachen Inszenierung eine neue Richtung einschlagen sollte. Bitte keine weißen Kästen mehr.
 
The Row: Poesie und Gelassenheit

Einen Moment der Poesie und Ruhe bot die Modenschau von The Row, bei der die Hälfte der Gäste auf den hochflorigen Teppichen in der großen Pariser Villa, in der die Show stattfand, Platz nehmen musste.
 
Das Licht schien vom milchig-blauen Himmel auf die Gäste und die Models. Diese schwebten barfuß durch eine Reihe von Räumen, untermalt von der Akustikgitarre und den sanften Klängen von “Abusey Junction” von Kokoroko.
 
Die Stimmung spiegelte sich in der Reinheit der Kleider wider: vor allem in den tollen Trenchcoats – verkürzt mit präzisen Einsätzen oder weit fließend und mit zwei sichtbaren Knöpfen am Hals.
 
Jeder Mantel wirkte edel, aber nie aufdringlich – doppelseitige Kaschmir-Wickelmäntel mit Smoking-Revers, große Lammfellmäntel in Burgunderrot oder weiche Spionagemäntel mit großem Revers aus schwarzem Leder.

Sie waren genau die Art von Kleidung, die jede Redakteurin und Käuferin tragen möchte. Unaufdringlich, aber nie langweilig – und Welten entfernt vom lärmenden Instagram. Eine Bedingung für die Teilnahme an der Show ist, dass man seine Handy-Fotos nicht in den sozialen Medien veröffentlichen darf.
 
Dries Van Noten: Ein Tag in einer geschlossenen Oper

Dries Van Noten – Herbst/Winter 2025 – 2026 – Womenswear – Frankreich – Paris – ©Launchmetrics/spotlight

Der dritten Kollektion von Julian Klausner für die belgische Marke nach zu urteilen, scheint die Nachfolgeregelung bei Dries Van Noten geglückt zu sein.
 
Die Kollektion, die in der Opera Garnier präsentiert wurde, brachte dem designierten Nachfolger von Dries Van Noten viel Applaus ein. Die Atmosphäre war von selbstbewusstem Chic geprägt, insbesondere dank der maskulinen Schnitte, welche die DNA des Hauses aufgriffen. Gleichzeitig wurden die Codes des Hauses mit Blazern und doppelreihigen Jacken aus Seidenkrawatten mit Polka-Dots oder geometrischen Mustern neu interpretiert.
 
Den Auftakt bildete viel Schwarz, vielleicht nicht unbedingt eine Dries-Farbe, aber dennoch eine gelungene Serie, insbesondere die Mäntel mit Schößchen und die Bleistifthosen, die mit Seidenschal-Wickeloberteilen kombiniert wurden.
 
Mit Obis oder Kummerbunden aus Schlangenhaut und afrikanisch anmutenden Paspeln spielte er auch auf Dries’ ethnografische Wurzeln an. Mit einem tollen Mantel aus Shearling mit Appaloosa-Print griff er den größten Trend der Saison auf: exotische Kunstpelze.

Dries Van Noten – Herbst/Winter 2025 – 2026 – Womenswear – Frankreich – Paris – ©Launchmetrics/spotlight

Alles in allem war dies ein deutlicher Schritt nach vorne im Vergleich zu seinem Debüt, bei dem Julian mit der Wahl der Prints und der Silhouette haderte.
 
“Ich mochte die Idee, dass die Schauspieler die Oper an einem Tag besuchen, an dem sie geschlossen ist. Oder nach einer Vorstellung und sich fragen, was wohl passieren wird”, schmunzelte Klausner im Backstage-Bereich. Dieser befand sich seltsamerweise im schönsten Raum des Palais Garnier, während der Laufsteg in einem abgedunkelten Seitengang mit verdunkelten Fenstern untergebracht war.
 
Auf die Frage, was die DNA von Dries ausmacht, antwortete Julian: “Was ich wollte, war frei zu sein. Aber für mich ist der Schlüssel zu Dries die Garderobe, dass die Leute die Kleider tragen, und das hoffentlich mehrmals, und dass sie ihnen Freude bereiten.”
 
Angesichts der Puig-Cousins, denen Dries und vier weitere Modehäuser gehören, die strahlend daneben standen, könnte man vermuten, dass dies noch lange der Fall sein wird. Auch wenn man den Verdacht hat, dass es den katalanischen Cousins noch wichtiger ist, dass ihr geliebter FC Barcelona dieses Jahr die Champions League gewinnt.
 
Was wohl weniger wahrscheinlich sein dürfte.
 
 

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