Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
23. April 2025
Es ist allgemein bekannt, dass Secondhand-Mode seit mehreren Jahren auf dem Vormarsch ist. Dieser Aufschwung dürfte auch in den kommenden Jahren anhalten. Laut einer von der Unternehmensberatung KPMG für den französischen Verband für Kreislaufmode (FMC) durchgeführten Studie wird der Markt für Secondhand-Mode in Europa von EUR 15,9 Milliarden im Jahr 2024 bis 2030 auf EUR 26 Milliarden wachsen. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 8,5 Prozent. Die Entwicklung wird unter anderem durch politische Anreize der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten gefördert.
In Kontinentaleuropa entfällt ein großer Teil des Marktes auf Frankreich: Schätzungen zufolge werden 26 Prozent der Einnahmen aus dem europäischen Secondhand-Markt in Frankreich erzielt, im vergangenen Jahr rund EUR 4,1 Milliarden. Bis 2030 könnte dieser Betrag für den französischen Markt gestützt auf ein geschätztes Jahreswachstum von 7,4 Prozent auf EUR 6,3 Milliarden ansteigen. Damit würde das Land in fünf Jahren 24 Prozent des europäischen Marktes ausmachen.
Ebenfalls von Bedeutung ist Spanien, das über einen Zeitraum von zehn Jahren (2024-2034) mit 8,1 Prozent das stärkste durchschnittliche Jahreswachstum im Secondhand-Markt verzeichnet. Die Entwicklung wird insbesondere durch die steigende Nachfrage bei jüngeren Kunden angetrieben. Darauf folgt Italien mit einem erwarteten Wachstum von 7,4 Prozent, insbesondere dank einer soliden E-Commerce-Infrastruktur. Deutschland liegt etwas zurück, das Wachstum wird dennoch auf rund 5,4 Prozent pro Jahr geschätzt. Im Vereinigten Königreich hingegen könnte der bereits reife Markt für Gebrauchtprodukte in Zukunft einen jährlichen Rückgang von 4 Prozent aufweisen.

Mit Blick auf die Arbeitssituation könnte der Secondhand-Markt in Europa im selben Zeitraum zur Schaffung von 75 000 neuen Stellen beitragen. Aktuell beschäftigt die Branche 119 000 Menschen. In der Praxis werden gebrauchte Modeprodukte zu 81 Prozent in physischen Verkaufsstellen (Secondhand-Läden, Cornerstores usw.) und zu 19 Prozent online (spezielle Plattformen und spezifische Secondhand-Angebote von Modemarken) gekauft.
Die Entscheidung der europäischen Verbraucher für Secondhand-Produkte wird insbesondere von den Kriterien Preis und Umweltbewusstsein bestimmt. “Wiederverwendung ist ein wichtiger Hebel zur Verringerung der Umweltbelastung: Der Kauf eines gebrauchten Kleidungsstücks verlängert dessen Lebensdauer um durchschnittlich 2,2 Jahre, wodurch sein CO2-Fußabdruck, der Wasserverbrauch und das Abfallaufkommen um bis zu 73 Prozent reduziert werden können”, so die Studie.
Auch der Kleiderverleih steht im Fokus. Da er nur 0,3 Prozent des weltweiten Bekleidungsmarktes ausmacht, ist er schwer auszuwerten. Doch wie sich abzeichnet, könnte dieses Angebot in den kommenden Jahren in Europa an Bedeutung gewinnen, insbesondere bei der Kindermode. Dazu müssen die Verbraucher jedoch bereit sein, ihr Konsumverhalten deutlich zu ändern, da dem Prinzip des Kleiderverleihs noch immer große Vorbehalte entgegenstehen.

Die Reparatur von Kleidung und Schuhen, die beispielsweise in Frankreich seit Ende 2023 durch eine spezielle Regelung gefördert wird, verzeichnet ebenfalls einen Aufschwung. Das Volumen dieses Marktes stieg in Europa von EUR 2,2 Milliarden im Jahr 2020 auf EUR 2,7 Milliarden im Jahr 2024 (was einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 5,5 Prozent entspricht).
Die Reparatur von Schuhen und insbesondere Sneakers ist das Segment, in dem die Studie das stärkste Wachstumspotenzial ortet. Wenn ein Artikel statt ersetzt repariert wird, “ermöglicht dies eine Reduktion der CO₂-Emissionen um 30 Prozent und eine Verlängerung der Lebensdauer um 70 Prozent”.
Im Reparaturmarkt in Frankreich wird ein Jahreswachstum von 7,4 Prozent erwartet.
So könnte der europäische Markt für Bekleidungsreparaturen bei einem jährlichen Wachstum von 5,5 Prozent bis 2030 ein Volumen von EUR 3,7 Milliarden erreichen. In Frankreich könnte das Wachstum durch den Reparaturbonus sogar 7,4 Prozent betragen. Der Wert dieser Branche würde in Frankreich somit von EUR 1 Milliarde im Jahr 2024 auf EUR 1,6 Milliarden in fünf Jahren anwachsen (das entspricht rund 40 Prozent des Gesamtwerts in Europa). Im selben Zeitraum könnten in Europa im Zusammenhang mit der Reparatur von Kleidungsstücken fast 10 000 Arbeitsplätze geschaffen werden (3000 davon in Frankreich).

“Für Marken trägt das Angebot von Reparaturdienstleistungen dazu bei, das Kundenerlebnis nach dem Kauf zu verbessern, Produktrückgaben zu reduzieren und wertvolle Daten über den tatsächlichen Verschleiß von Kleidung zu sammeln, die für die Optimierung der Entwürfe nützlich sind“, so die Studie.
Die Textilrecyclingbranche (exkl. Schuhe) verzeichnet aktuell einen etwas geringeren Aufschwung, sofern keine spezifischen Anreize geschaffen werden. Von EUR 1,4 Milliarden in Europa im Jahr 2024 könnte ihr Wert bis 2030 auf EUR 1,6 Milliarden ansteigen. Der Anteil Frankreichs dürfte in fünf Jahren fast EUR 249 Millionen betragen. Trotz der noch bestehenden Herausforderungen “im Zusammenhang mit technischen Hürden und Infrastruktur” werden in diesem Sektor mehr als 3500 neue Arbeitsplätze erwartet.

Fasst man all diese Elemente zusammen, ergibt sich für die Kreislaufwirtschaft in der Modebranche in Europa folgendes Bild: das Marktvolumen von EUR 20 Milliarden im Jahr 2024 könnte bis 2030 auf EUR 31,3 Milliarden ansteigen (durchschnittliches Jahreswachstum von 7,7 Prozent). Der Anteil Frankreichs könnte sich innerhalb von fünf Jahren von EUR 5,4 Milliarden auf EUR 8,2 Milliarden vergrößern.
Für den Verband dürfen Kreislaufwirtschaftsmodelle “nicht mehr als alternative Randerscheinungen betrachtet werden, sondern als strategische Achsen, die langfristig Wert schaffen. Sie bieten Marken konkrete Hebel, um den Erwartungen der Verbraucher gerecht zu werden, ihre Umweltleistung zu verbessern, regulatorische Anforderungen zu antizipieren und neue Wachstumsmotoren zu generieren”. Es bedarf jedoch einer konzertierten, gemeinsamen Mobilisierung (Marken, Händler, Regulierungsbehörden, öffentliche Hand, Verbraucher usw.), damit der Sprung auf die nächste Stufe wirklich gelingen kann.
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