Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
27. Juni 2025
Zwei begnadete Kreativdesigner, Yohji Yamamoto und sein zweimal jüngerer Designerkollege Julian Klausner von Dries Van Noten, inszenierten am Donnerstag beeindruckende und poetische Schauen in Paris. Damit lieferten sie den Beweis, dass die französische Hauptstadt sogar in der Herrenmode nach wie vor die ultimative Bühne für große Modetalente ist.
Yohji Yamamoto: Long Hot Summer in Les Halles
Am Donnerstagnachmittag lieferte Yohji Yamamoto ein unvergessliches Mode-Tutorial mit poetischer Pointe. Er enthüllte seine Menswear-Entwürfe für die Frühjahr-/Sommersaison 2026 in seinem französischen Hauptquartier in Les Halles.
Mit Ausnahme der vier einleitend gezeigten, weichen, dunklen Anzügen enthielten alle Entwürfe grafische Botschaften. Von Schriftzügen wie “Hindrance Hydrogen Ions” und “Don’t Look Back Be Free in Black” bis hin zu “La Musique Avant Toute Chose” und “Long Hot Summer”.
“Zu warm, die Erde ist zu warm geworden! Die Menschen müssen sich gründlich damit auseinandersetzen, ohne Kriege zu führen. Politiker sollten gerechter sein, sonst geht die Welt bald unter”, sagte Yohji Yamamoto, nachdem er sich verneigt und dabei mehrmals seinen Hut gezogen hatte.
Die wichtigste Modebotschaft bildeten die bemerkenswerten Kirchenfenster-Prints, die für Seidenjacken, Redingotes oder langgestreckten Kimonos verwendet wurden. Alle Looks waren dekonstruiert. Der Designer kombinierte sie vielfach mit Seiden-Dhotis, die bis knapp über die Knöchel reichten. Abgerundet wurden die Looks durch elegante, kreideweiße Hemden oder lockere Maschenware. Romantische Rockstars in melancholischer Stimmung. An den Füssen großartige Römer-Sandalen oder umgeklappte Boxerstiefel.
Im Rahmen der Kollektion enthüllte der Designer auch seine neueste Zusammenarbeit mit der angesagten Tokioter Juwelierin Rie Harui von Riefe. Wunderschöne Mesh-, Silber- und Jet-Armbänder, fromme Ketten und Schmetterlingsbroschen an den Säumen der Mäntel.

Darauf angesprochen antwortete Yamamoto in seiner gewohnt lapidaren Art: “Ja, Schmuck, denn es ist nicht so einfach, Hände, Hals und Füße nackt zu zeigen, deshalb mag ich es, wenn sie bedeckt sind.”
Im winzigen Showroom drängten sich in der ersten Reihe Wisdom Kaye, Guram Gvasalia, JoeyStarr, Bach Buquen und Jenke Ahmed-Tailly. Viele Gäste sangen zu seinem ironisch-nostalgischen Soundtrack mit. Songs wie “Will You Still Love Me Tomorrow” oder “Don’t Look Back In Anger”, allerdings nie im Original.
“Berühmte Liebeslieder, weil die Welt immer trauriger wird und wir Liebeslieder brauchen. Wenn du voller Wut zurückblickst, wird dein Herz gebrochen sein. Brich dir nicht das Herz”, sinnierte der 81-jährige Designer.
Dries Van Noten
Julian Klausner, Kreativdirektor von Dries Van Noten, inszenierte am Donnerstagmittag seine erste Herrenmodenschau für das Haus. Das Urteil der Jury erging keine Sekunde nach dem letzten Durchgang: Die Show war ein Riesenerfolg.

Klausner griff alle Elemente der Herrengarderobe des Markengründers Dries auf und verlieh ihnen einen neuen Dreh – jünger, frecher und in noch kräftigeren Farben.
Eine visuelle Farbenexplosion, mit Kanariengelb, feurigem Fuchsia, glänzendem Violett, Feuerwehrrot und sattem Orange, oft alles zusammen in einem einzigen Look. Ein visueller Kontrast zur alten Garage im 11. Arrondissement, in der die Show stattfand.
Julian Klausner mischte einige raffinierte neue Schnitte ein, indem er Opernmäntel neu gestaltete, kürzer und fließender, um damit ein starkes Statement zu setzen. Und seinen zweireihigen Blazern verlieh er großzügige Formen.
Es gelang ihm die Gratwanderung zwischen formeller und lässiger Kleidung, die er gekonnt miteinander kombinierte. Ein hellgrauer Trenchcoat mit kristallbesticktem Oberteil oder Seidentops in den Farben edwardianischer Rugby-Shirts mit Plissee-Pyjama-Hosen.
“Ich habe mir die Freiheit genommen, Farbe zuzulassen. Deshalb wollte ich Drucke, leuchtende Farben und Stickereien, fröhliche und spontane Satinstoffe und Mäntel in satten Farben. So leuchtend wie möglich”, schwärmte der Designer.
“Ich habe viel über die Menswear von Dries Van Noten nachgedacht und darüber, was sie für mich bedeutet. Es ist eine sehr vollständige Garderobe, für den Alltag, den Strand und den Abend. Und ich habe mich gefragt, wie etwas Formelles lässig wirken kann und wie etwas Lässiges formell wirken kann”, erklärte der Designer inmitten einer Schar begeisterter Kritiker und Journalisten.
Durch seine Ausbildung als Womenswear-Designer spekulierten Beobachter vor der Show unnötig intensiv darüber, ob er sich in der Herrenmode überhaupt behaupten könne. Doch letztendlich war diese Kollektion, die beste, die er für das Antwerpener Modehaus präsentiert hat, Womenswear inklusive.

“Ich wollte in der März-Show für Damen – und auch heute – großzügig sein. Das ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Marke”, betonte er.
Historisch gesehen hat Dries Van Noten in seiner DNA Menswear immer mit einem Hauch von Feminität kombiniert, während seine Damenmode recht maskulin sein konnte. Das traf auch auf diese Show zu, in der viele Herren Seidenschals als Sarongs umgebunden trugen oder florale Opernmäntel, die zu Salondamen der Upper East Side gepasst hätten.
Außerdem ließ sich der 34-jährige Designer zu etwas Provokation hinreißen, beispielsweise mit seiner Entscheidung, ein gutes Dutzend Models in fast knielanger gerippter Baumwollunterwäsche über den Laufsteg zu schicken.
“Bei der Arbeit mit männlichen Models war es sehr interessant, diese neuen Proportionen und Silhouetten zu sehen”, schmunzelte Julian.
Dann tauchten die Models plötzlich wieder auf, um inmitten vieler Jubelrufe in vier Reihen wie für ein Klassenfoto zu posieren. Zu Recht feierten sie die umjubeltste Kollektion der europäischen Menswear-Saison.
Dieser Artikel ist eine maschinelle Übersetzung.
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