Dialog-Format ‘Metamorphosis’: Darüber diskutiert die Branche


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4. Juli 2025

Zum dritten Mal verwandelte sich das Talk-Format „Metamorphosis – dialogues about change“, organisiert vom Fashion Council Germany in Partnerschaft mit eBay Deutschland, in ein Forum für Debatten und Denkanstöße im Rahmen der Berlin Fashion Week. An vier Tagen diskutierten internationale Experten aus Wirtschaft, Politik, Technologie und Design, wie Zirkularität, Innovation und Kreativität die Modeindustrie transformieren können.

Das Talk-Format fand zu dieser Saison im Berliner Kranzler-Eck statt – FNW / Dorothée Thomas

Unterteilt in vier thematische Tage bot das Programm nicht nur Fachpublikum, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu führenden Stimmen und Perspektiven. Die Inhalte, kuratiert in Zusammenarbeit mit Ann Claes von Masjien, trugen dazu bei, die Debatte um Veränderungen in der Modebranche zu konkretisieren und praxisnah zu erläutern. 

Neue Technologien und Fortschritte

Der Auftakt stand ganz im Zeichen technologischer Innovationen. Unter dem Titel „Futurecraft“ wurden Chancen und Risiken diskutiert, die sich durch Künstliche Intelligenz, digitale Produktentwicklung und neue Geschäftsmodelle ergeben. Alexis Hoopes, Global VP of Fashion bei eBay, beleuchtete in einem breit aufgestellten Panel, wie sich das Einkaufserlebnis wandelt: weg vom Transaktionalen, hin zu emotionaler Relevanz und Selbstverwirklichung. Ann Claes, Gründerin von  Masjien, und Matthew Drinkwater vom London College of Fashion zeigten in ihrer Session eindrucksvoll, wie KI die kreative Arbeit nicht ersetzt, sondern erweitert, insbesondere durch beschleunigte Designprozesse bei gleichzeitiger Stärkung von Handwerkskunst.

In einem Interview mit Vanessa Garrecht, Head of Corporate Sustainability bei Hugo Boss, und Placido Klitzke, Co-Director von Eightyards, wurde der Brückenschlag zwischen unternehmerischer Verantwortung und kreativer Umsetzung von Kreislaufstrategien aufgezeigt. Besonders zukunftsweisend war die Vorstellung von Josie, einem KI-basierten Tool zur Vermeidung von Greenwashing im europäischen Rechtsrahmen. Ein tiefgehendes Panel zu Digital Product Creation mit Ben Hanson, Editor-in-Chief bei Interline, Dr. Logan McCage, Head of Research and Insights bei INQOVA Technologie, Mariam Mchitarian, 3D Design & Implementation Specialist und Tech-Specialist Marius Morhard machte klar, digitale Prototypen und 3D-Technologien revolutionieren die Produktentwicklung.

Kritisch wurde der Einsatz von KI im Designprozess in einem Talk von Anne-Liese Prem, Head of Cultural Insights & Trends bei LOOP reflektiert, mit der Mahnung, Intuition und emotionale Tiefe nicht zugunsten algorithmischer Effizienz zu opfern.

Zirkuläre Systems für Veränderung

Der zweite Tag widmete sich der Kreislaufwirtschaft, insbesondere ihrer politischen, kulturellen und unternehmerischen Dimensionen. Dr. Christian Ehler vom Europäischen Parlament bot in einem exklusiven Interview wertvolle Einblicke in die europäische Gesetzeslage und deren Einfluss auf nachhaltige Mode. Die EU zeige sich entschlossen, durch klare Regulierungen und Innovationsförderung strukturelle Veränderungen voranzutreiben.

Mit einer Keynote lieferte Henri Jaanimägi (eBay Ventures) Impulse dazu, wie durch Plattformen wie eBay ungenutzte Modewerte erschlossen und zu einem Milliardenmarkt transformiert werden können. Im anschließenden Panel wurde konkret diskutiert, wie Unternehmen zirkuläre Prinzipien in ihre Strukturen integrieren. Das Ganze nicht nur operativ, sondern auch kulturell.

Ein besonderer Höhepunkt war das Interview mit Julie Pelipas (BETTTER) und Venya Brykalin (Vogue Ukraine). Pelipas zeigte anhand ihres ukrainischen Upcycling-Labels, wie sich Handwerk, Ästhetik und Verantwortung in nachhaltige Produkte übersetzen lassen, unterstützt von internationalen Handelspartnern wie Net-a-Porter und Bergdorf Goodman.<<<10>>>

Julie Pelipas im Panel-Format Metamorphosis
Julie Pelipas im Panel-Format Metamorphosis – FNW / Dorothée Thomas

Abschließend gab es einen Vortrag zum Thema Kreislaufwirtschaft. Dabei wurde betont, dass Circularity keine vorübergehende Modeerscheinung ist, sondern eine grundlegende Transformation. Branchenführer und Innovatoren diskutierten die notwendigen Veränderungen in der Praxis, um Wiederverwendung, Reparatur und Regeneration fest in den Geschäftsmodellen der Modebranche zu verankern und zwar von der Produktion bis zum Kundenkontakt.

Markenkommunikation und Gründertum

Der dritte Veranstaltungstag beleuchtete Führung, Markenkommunikation und Gründertum im Kontext von Wandel und Innovation. Der Fokus war darauf gerichtet, wie kreative und strategische Kompetenzen sich gegenseitig verstärken müssen. Edward Buchanan, kreativer Multihybrid und Gründer von Sansovino6, lieferte einen persönlichen Einblick in seine Arbeit und Haltung. Wie lassen sich soziale Verantwortung, Inklusivität und unternehmerischer Erfolg im kreativen Prozess vereinen? In ihrer Keynote sprach Maria (ehemals Pangaia und Christian Louboutin) über die Anforderungen an Führung in disruptiven Zeiten. Hierbei standen im Fokus strategische Agilität, visionäre Klarheit und das Aushalten von Unsicherheit.

Im anschließenden Panel wurde deutlich, dass Marken, die heute Relevanz wollen, nicht nur laut, sondern vor allem glaubwürdig kommunizieren müssen. Toni Garrn und Christiane Arp vom Fashion Council Germany zeigten in einem Gespräch, wie Mode soziale Wirkung entfalten kann, etwa durch Bildungs- und Empowerment-Projekte.

Abgerundet wurde der Tag durch ein Gespräch mit Serge Carreira (FHCM) und Sara Maino (Fondazione Sozzani), die Gründerinnen wertvolle Ratschläge zum Aufbau kreativer Marken gaben. Abschließend analysierte Karinna Grant, wie Ownership in der digitalen Ära neu gedacht wird, durch Tokenisierung, Co-Ownership und neue Konsumformen.

Ausgestellte Kollektion und Pre-Loved Exponante im Rahmen der Talk-Reihe Metamorphosis
Ausgestellte Kollektion und Pre-Loved Exponante im Rahmen der Talk-Reihe Metamorphosis – FNW / Dorothée Thomas

Kreativität und kulturelle Relevanz

Der letzte Tag stellte Kreativität, kulturelle Relevanz und Konsumentenverhalten in den Mittelpunkt und macht deutlich: Die Zukunft der Mode wird nicht nur nachhaltiger, sie wird inklusiver, emotionaler und generationenübergreifend gedacht. Mit einem Auftakt zeigte Alizée Verstraeten von Whats Trending Tomorrow, wie Gen Z Marken neu bewerten. Authentizität, Diversität und digitale Kompetenz zählen bei dieser Generation mehr als Logos und Luxus.

Heiko Desens, VP Creative Direction & Innovatio bei Puma, sprach über Storytelling als zentralen Bestandteil von Markenführung und wie man mit kulturellem Gespür relevante Narrative für eine sich wandelnde Zielgruppe schafft. Die Panels zu Inklusion und Identität sowie zur Rolle von Mode als Kulturform unterstrichen die zunehmende Verantwortung der Branche, gesellschaftliche Vielfalt nicht nur abzubilden, sondern aktiv zu gestalten.

Zum Abschluss analysierte Ashley Krupnik (WGSN), wie kreative Denkweisen künftig Konsumentenbeziehungen prägen, und unterstrich den wachsenden Wert von Imagination als Wirtschaftsfaktor. Die letzten Worte gehörten den Initiatoren Scott Lipinski (FCG) und Mandy Krüger (eBay). Im abschließenden Vortrag wurde ein positives Fazit gezogen und festgehalten, dass die Zukunftsfähigkeit und Zirkularität der Modebranche kreativen Innovationsgeist, technologische Offenheit sowie eine gemeinsame Übernahme von Verantwortung erfordert.

Mit über 40 Speakern aus unterschiedlichen Disziplinen und einem strukturierten Themenaufbau hat Metamorphosis zur Saison SS26 einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Berlin Fashion Week geleistet. Es bleibe laut Veranstaltern ein Format, das den Wandel in der Modebranche nicht nur diskutiere, sondern aktiv mitgestaltet.

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