Veröffentlicht am
2. Juli 2025
Im Rahmen der laufenden Berlin Fashion Week wurde das Museum für Fotografie in Berlin zur Bühne für die neueste Ausgabe des Berliner Salons. Bereits am 30. Juni eröffnete die Schau mit einer exklusiven Preview für Fachpublikum. Vom 1. bis 6. Juli ist die Ausstellung nun auch für die Öffentlichkeit zugänglich: ein Dialog zwischen avantgardistischem Modedesign und Modefotografie.
In den traditionsreichen Räumen nahe dem Bahnhof Zoo treffen die Entwürfe von 56 aufstrebenden Designern auf Werke zweier großer Namen der Fotografiegeschichte: Helmut Newton und Rico Puhlmann. Kuratiert in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek Staatliche Museen zu Berlin sowie der Helmut Newton Foundation, beleuchtet die Ausstellung das Spannungsfeld von Körperbild, Repräsentation und Zeitgeist.
Ziel war es laut Veranstaltern, zeitgenössisches Design in einen kulturhistorischen Kontext zu stellen. Kuratorisch verantwortet wurde die Schau von Britta Bommert (Kunstbibliothek) und Matthias Harder (Helmut Newton Foundation), inhaltlich begleitet durch Christiane Arp (Fashion Council Germany) und Marcus Kurz (Nowadays). Gemeinsam entstand ein Format, das Modedesign nicht nur als kreativen Ausdruck versteht, sondern als kulturelle Praxis mit gesellschaftlicher Relevanz.
Die ausgestellten Kollektionen traten dabei bewusst in Resonanz mit den beiden parallel gezeigten Ausstellungen im Haus: „Polaroids“ zeigt Newtons Sofortbilder als visuelle Skizzen seines Schaffens, während „Rico Puhlmann. Fashion Photography 50s–90s“ das stilprägende Werk eines der bedeutendsten Modefotografen der Nachkriegszeit würdigt.
Im Zentrum der Gruppenschau standen jedoch die Stimmen einer neuen Designgeneration. So überzeugte etwa Ruben Nowaks Marke Nowrubi mit einer Kollektion, die traditionelle Handwerkstechniken in kontemporäre Formensprachen übersetzt. Inspiriert von seiner Vergangenheit bei der Luftwaffe, spiegeln die Designs Struktur und Rebellion wider. Die Arbeiten spielen mit Textur, Struktur und Erinnerung und schaffen so eine emotionale Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Elodie Carstensen präsentierte präzise geschnittene Silhouetten, die klassische Eleganz mit radikaler Klarheit verbinden. Ihre Entwürfe wirken wie visuelle Fragmente, kraftvoll, konzentriert und erzählerisch offen. Poesie bestimmte auch die Handschrift von Michelle Bohnes, deren Applikationen und kraftvolle Volumen eine fast traumhafte Atmosphäre erzeugten.

Pegah Musawi Natanzi nahm eine explizit politische Haltung ein. Ihre Kollektion behandelte Themen wie kulturelle Identität, Exil und Erinnerung und war durchzogen von symbolträchtigen Materialien mit Geschichte. Jedes Stück wirkte wie ein visuelles Archiv. Radikale Individualität zeigte J.A.I.W (Just As I Want) mit dekonstruierten, genderfluiden Entwürfen. Ungewöhnliche Materialkombinationen und außergewöhnliche Silhouetten unterstrichen den Anspruch, aktuelle Normen bewusst zu brechen.

Auch Jon Liesenfeld präsentierte sich kompromisslos: Seine architektonisch reduzierten Looks vereinten urbane Klarheit mit funktionaler Strenge. Chelsea Jean Lamm stellte Innovation und Nachhaltigkeit in den Fokus. Ihre experimentellen Textilien und recycelten Materialien eröffneten eine zukunftsorientierte Perspektive auf Mode als technisches Forschungsfeld.

Dunkel, mystisch und vielschichtig zeigten sich die Entwürfe von Heron Mortuum. Seine Kollektion schwankte zwischen Ritual, Traum und Identität: Mode, die den Betrachter zum Mitdenken einlädt. Timo Kunz hingegen bot tragbare Lösungen für das Leben zwischen Großstadt und Natur mit modularen Schnitten, funktionalen Stoffen und urbaner Zurückhaltung. Anne Bernecker ließ Bewegung sprechen: Ihre fließenden Silhouetten, inspiriert von Tanz und Skulptur, betonten nicht Kontrolle, sondern Freiheit. Ein ironisches Spiel mit Konventionen offenbarte sich in den Werken von Paula Kunkel. Kleine Schlüssel wurden als Oberteil und Rock neu gedacht und neben unerwarteten Denimkreationen präsentiert.
Zu den ausgestellten Talenten zählen in dieser Ausgabe: Azura, Anne Bernecker, Carolin Bockstaller, Autel, Alexander Gigl, Gloria Hohmeister, Inlé, Jonathan Aurel Richter, Jing Jie Huang, Franziska Bauer, Isabel Vollrath, Clara Rathke, Haseman, Fabienne Pernovic, Chelsea Jean Lamm, Fork and Knife, Elodie Carstensen, Lau de Sousa, Lea Lahr, Khulan Klecker, Luca Sophia Lomb, Maatrev, Paulina Bongartz, Maire Louise Müller, J.A.I.W, Lennart Bohle, Juliane Buchholz, Aleks Kudrischow, JB Archive, Timo Kurz, Les Papillons et Moi, Maira Gath, Jun Mayers, Wali Mohammed Barrech, Plaid à Porter, Unvain Studios, Objekt, Carolin Dieler, Lithium Oak, Martin Niklas Wieser, Michelle Bohnes, Lilian Brade, Jon Liesenfeld, Nicole Kiesel, Silja Meise, Flora Schwoeppe, Nowrubi, Alan Hamliko, Pegah Musawi Natanzi, Heron Mortuum, Panos Gotsis, Paula Kunkel sowie Laura Silberzahn.
Das erstmals 2015 gestartete Format hat sich auch in der Saison SS26 einmal mehr als relevante Plattform für die zeitgenössische Modeszene behauptet. Inmitten eines musealen Rahmens bietet der Berliner Salon nicht nur Raum für gestalterische Experimente, sondern auch für gesellschaftliche Reflexion. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Juli im Museum für Fotografie zu sehen.
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