Übersetzt von
Aline Bonnefoy
Veröffentlicht am
13. März 2025
Wir präsentieren Ihnen in chronologischer Reihenfolge – von New York bis Paris – die zwölf Modenschauen mit den schönsten Entwürfen, den besten Akzenten und den spannendsten neuen Ideen.
Altuzarra
“Sturmhöhe” in der Finanzhochburg Woolworth Building mit brillanten doppelseitigen Kaschmir-Wrapcoats. Die Models sahen aus, als wären sie gerade einem Sturm entkommen, wie Catherine Earnshaw aus dem berühmten Roman.
Winterliche Kaschmirpullover, schwarze Reitstiefel, Jodhpur-Hosen, fabelhafte Kapuzen-Mäntel und sanfte Blousons, wie gemacht für die nordenglische Moorlandschaft von “Sturmhöhe” bzw. die Minustemperaturen am Tag der Show in New York. Es war Amerikas elegantestes Modestatement der Saison.
Luar
Raul Lopez ist neben Willy Chavarria einer der beiden großen Designer der BIPOC-Mode. In einer Lobby in Lower Manhattan begeisterte er mit einer großartigen, mutigen und provokativen Darstellung der Liebe.

Der Titel der Show lautete “El Pato”, ein spanisches Slangwort für effeminiert wirkende Männer. Lopez schneidet mit chirurgischer Präzision: Diagonal geschlitzte Tuniken; fantasievolle, schmale Hosenanzüge mit erdigem Krokodil-Print; fantastische Body-Umhang-Kombinationen wie bei Martha Graham. Fast jeder Look wurde von den ekstatischen Fans in der ersten Reihe bejubelt. Bis hin zu einer fabelhaften, bauschigen Space-Commander-Jeansjacke, in der man sich Lieutenant Nyota Uhura nach Feierabend im viktorianischen Stadtviertel Bedford–Stuyvesant vorstellen könnte. Mode, die für Vielfalt und Inklusivität einsteht.
Paolo Carzana
Ein neuer Star ist geboren –Paolo Garzana enthüllte seine erste richtige Modenschau im winzigen Pub “The Holy Tavern” vor nur 40 Gästen. Eine entzückende Truppe betörend zerzauster Dandys und Damen defilierte in bizarr gefärbten, zerknitterten und zerknüllten Stoffen, die Carzana zu einer eleganten Mischung aus Restaurationszeit und Piraterie verarbeitete.

Die Models wirkten wunderschön zerknautscht und präsentierten eine Kollektion, die verdreht, gewickelt und gerüscht war – wie Statisten aus dem “Floß der Medusa”. Carzana ist das angesagteste neue Talent im Vereinigten Königreich. Und auch das Bier nach der Show ließ sich sehen.
Marni
Francesco Risso mag nicht der kommerziell erfolgreichste Designer Mailands sein, aber er ist definitiv der verrückteste und coolste davon. Seine Zusammenarbeit mit den nigerianischen Künstlern Olaolu Slawn und Soldier Boyfriend offenbarte Prints mit Wölfen, Fuchsschwänzen, dunklen Vögeln und fliegenden Schweinen.

Gemälde waren sowohl an den Wänden des Showrooms als auch auf vielen fantasievollen Outfits zu sehen. Und dann die coole Kombi-Mode: Crombie-Mäntel zum Einhüllen, Röhrenröcke mit ordentlich Schwung und Hemdblusenkleider, die zu Abendkleidern wurden. Die wohl originellste Kollektion der Saison wurde in einem surrealen, nachgemachten Jazzclub präsentiert.
Fendi
Silvia Fendi feierte das hundertjährige Bestehen der von ihren Großeltern gegründeten Marke mit einer vielfach betörenden Kollektion. Ironischerweise fühlte sie sich wie eine brillant gemeisterte Abschlussprüfung für einen Job an, den sie bereits ausübt – Kreativdirektorin des römischen Modehauses.

Vorzüglich ausgestellte Mäntel mit Trichterkragen, die als Kleider getragen wurden; wunderbare schlauchförmige Ledermäntel mit Sparrenmuster und luxuriöse Nerzjacken mit Zickzack-Motiv. Eva Herzigova trug ein seidenes Cocktailkleid mit Akkordeonfalten; Edie Campbell einen kokonförmigen Tweedmantel mit Strassbesatz. Diese Prüfung meisterte Silvia Fendi mit Bravour.
The Row
Das Credo von The Row lautete in dieser Saison Grazie, Poesie und Ruhe. So saß die Hälfte der Zuschauer auf dem Teppichboden, um die Reinheit der Entwürfe besser wahrnehmen zu können. Darunter fantastische Trenchcoats – kurz und präzis geschnitten und am Hals mit zwei sichtbaren Knöpfen zugeknöpft.

Stets stilvoll, aber nie aufdringlich – doppelseitige Kaschmirmäntel mit Smoking-Revers, burgunderrote Lammfellmäntel und weiche Agentenmäntel mit großem Revers aus schwarzem Leder. Genau die Art von Kleidung, die Redakteurinnen und Einkäuferinnen tragen wollen.
Tom Ford
Bei der Präsentation der neuen Kollektion von Haider Ackermann für Tom Ford lag ein Hauch von Erfolg in der Luft. Aalglatte Lederlooks mit einem Hauch Bad Boy. Makellos geschnitten – rasiermesserscharfe Perfektion für Frauen; enganliegende Bikerjacken für Herren; Redingotes für Rockstars; OP-Kittel für Femmes Fatales.

Zegna blätterte USD 150 Millionen für den Kauf der 20-jährigen Lizenz für Tom Fords Mode- und Accessoires-Sparte hin, die nie besonders profitabel war. Aber diese Investition dürfte sich gelohnt haben.
Róisín Pierce
Anmutige Mode bot Róisín Pierce mit drei Schauen, die im kleinen Rahmen organisiert wurden. Sie fanden in der goldenen Eleganz des Hotel de Breteuíl statt, in dem sich die irische Botschaft befindet.

Ein zartes, verträumtes Zusammentreffen von Baumwollspiralen, federleichter Baumwolle, hauchzarter Stickerei und schwerelosem Tüll. Mit dieser Kollektion behauptet sich Róisín als eine der wichtigsten zeitgenössischen Jungdesignerinnen der Branche.
Givenchy
Sarah Burton gab bei Givenchy ein schwunghaftes Debüt. Sie spielte mit Hubert de Givenchys Bettina-Bluse, setzte auf klare Schnitte, das kleine Schwarze für Audrey Hepburn und Meshtops mit der Aufschrift “Givenchy Paris 1952”, dem Gründungsjahr des Hauses.

Eine raffinierte Mischung aus Silhouette, Attitüde und dem besten Modeschmuck überhaupt. Und ein stilvoller Homerun, sowohl für Burton als auch für Givenchy.
Issey Miyake
Der lauteste Applaus der Saison ging an Satoshi Kondo von Issey Miyake. Im Carrousel du Louvre kombinierte er männlich anmutende Blazer mit wunderschönen umgekehrten Hemden, deren Ärmel über den Bauch fielen.

Er spielte mit Stoffinnovationen – V-förmige Blazer aus Papier und Polyurethan oder Mischungen aus Alpakawolle und thermoplastischen Kunstfasern zur Herstellung gigantischer, steifer Mäntel mit fantasievollen Falten und Formen. Eine ganz große Show mit atemberaubenden Entwürfen.
Louis Vuitton
Nicolas Ghesquière und Vuitton luden gerade einmal 400 Gäste in einen nachgebauten Bahnhof ein – gleich neben einem echten Bahnhof, dem Gare du Nord. Eine passende Metapher für die neueste Mischung des Designers: Futurismus, Aktivsport, Funktionsstoffe und augenzwinkernder Humor.

Dabei ging Nicolas Ghesquière so einige Risiken ein: in Form von Lotusblüten geschnittene Ledershorts wie Kiku-Bachi-Becken dazu transparente Latex-Mäntel. Grafische Anoraks mit Vuitton-Logos, die an Straßenschilder erinnerten oder Tartan-Decken, die vorzüglich als sexy After-Hour-Saris drapiert wurden. Für den Abend zeigte Ghesquière Strickkleider wie Samurai-Rüstungen aus hauchdünnem Chiffon. Kein Wunder, dass ihn die französische Première Dame Brigitte Macron am Ende der Show so herzlich umarmte.
Miu Miu
Miu Miu lieferte zweifellos die einflussreichste Modenschau der Gegenwart.

Die jüngste Show der Designerin Miuccia Prada stand unter dem Titel “Weiblichkeiten”. Ihre übertriebenen Ideen – Kegel-BHs, dreieckige Filzstrukturen, vom Körper abstehende Kleidung, ultra-durchsichtige Seide – sahen alle sensationell aus. Wie auch wie ihre besonders vielfältige und inklusive Modelauswahl. Vive la Resistance.
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