Veröffentlicht am
4. Juli 2025
Während die deutsche Modeindustrie kontinuierlich nach nachhaltigem Wachstum und internationaler Sichtbarkeit strebt, wird insbesondere die Förderung junger Talente zu einem immer zentraleren Bestandteil. Die Berlin Fashion Week zur Saison SS 2026 macht dies besonders deutlich. Zahlreiche Initiativen, Programme und Plattformen stellen Nachwuchstalente in den Mittelpunkt, sowohl auf kreativer als auch unternehmerischer Ebene.
Neo.Fashion
Eines der etabliertesten Nachwuchsformate in Berlin ist Neo.Fashion, das 2017 gegründet wurde und inzwischen als wichtigster Katalysator für junge Modetalente in Deutschland gilt. In Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Modehochschulen werden Abschlusskollektionen präsentiert, ergänzt durch Business-Coachings, Networking-Events und Preisverleihungen. Mit ihrer mittlerweile neunten Ausgabe hat sich Neo.Fashion fest als Plattform für Modetalente in Deutschland etabliert. Im Atrium Tower am Potsdamer Platz präsentierten in dieser Woche über 80 Nachwuchstalente aus 13 Hochschulen ihre Abschlusskollektionen.
Im Fokus der Veranstaltung standen die Neo.Fashion. Awards, die in fünf Kategorien vergeben wurden. Dabei ging es nicht nur um Kreativität, sondern auch um handwerkliche Qualität, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Relevanz. Melanie Parzenczewski von der HTW Berlin wurde für ihre Arbeit mit dem Craftsmanship Award ausgezeichnet. Ihre Kollektion basiert auf feiner Klöppelspitze. Ihr komplexestes Stück entstand in über acht Monaten Handarbeit. Der Preis für das beste globale Konzept ging an Jon Liesenfeld von der Akademie Mode & Design. Seine Entwürfe sind stark biografisch geprägt und setzen sich kritisch mit der wachsenden Distanz zwischen den Generationen auseinander. Seine Arbeiten wurden ebenfalls im Berliner Salon gezeigt.
Weitere Preise erhielten Azura Barber (Macromedia) im Bereich Nachhaltigkeit, Wiebke Lendewig (Burg Giebichenstein) für Design sowie Laurin Schuler (Kunsthochschule Weißensee), der einen Sonderpreis in Kooperation mit dem Standort Potsdamer Platz erhielt. Erstmals wurde der Digital Fashion Award, unterstützt durch die Softwareplattform CLO3D, verliehen. Ausgezeichnet wurden rein digitale Kollektionen, die mittels 3D-Simulation präsentiert wurden. Gewinnerin Flora Schwöppe überzeugte dabei mit ihrer kreativen Umsetzung.

Berlin Curated
Mit Berlin Curated ist ein neues Förderformat entwickelt worden, das gezielt auf nachhaltige Nachwuchsentwicklung im Modedesign setzt. Initiatorin ist Christiane Arp, Vorstandsvorsitzende des Fashion Council Germany, gemeinsam mit der Agentur 0049x unter der Leitung von Sevil Uguz. Das Projekt versteht sich nicht als einmalige Präsentationsplattform, sondern als Maßnahme, um kreativen Talenten frühzeitig den Zugang zur Modebranche zu ermöglichen. „Die Berlin Fashion Week ist die Bühne für Emerging Talents“, erklärte Arp im Vorfeld. Das Format richtet sich an Studierende und Absolventen und Absolventinnen, deren Potenzial oft im frühen Stadium sichtbar wird, jedoch mangels struktureller Unterstützung kaum wirtschaftlich tragfähige Perspektiven findet. Arp bringt dabei ihre Erfahrung aus Projekten wie dem Berliner Salon ein. Sevil Uguz und ihr Team kümmern sich wiederum um Organisation, Kommunikation und Produktion.
„Basierend auf Christiane Arps Idee, haben wir überlegt, wie wir im Rahmen der Berlin Fashion Week ein Format etablieren können, das sowohl professionell produziert als auch kuratiert ist und gleichzeitig echte Sichtbarkeit und Netzwerkmöglichkeiten schafft. Viele junge Talente stehen vor der Herausforderung, ihre kreative Arbeit auf einem sehr vollen, schnelllebigen Markt sichtbar zu machen. Der Einstieg in die Branche ist oft von Unsicherheiten, fehlenden Ressourcen und mangelnden Kontakten geprägt. Gleichzeitig fehlen häufig Plattformen, die Qualität über Quantität stellen“, erläutert Uguz.

Über 70 Bewerbungen wurden eingereicht, aus denen wiederum 16 Talente ausgewählt wurden. Gemeinsam mit Kreativberaterin Sonja Hodzode und Stylistin Josepha Rodriguez verantwortete Christiane Arp die inhaltliche Auswahl und das kreative Konzept des Programms. Durch Modenschauen, gezielte Medienkooperationen, einen Showroom in der Platte.Berlin und begleitende Networking-Formate wurde ein vollständiges System geschaffen, das jungen Talenten nicht nur Sichtbarkeit verschafft, sondern auch konkrete Marktchancen eröffnet. Unterstützt von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, verfolgt Berlin Curated das Ziel, sich als feste Institution in der deutschen Modelandschaft zu etablieren.
Best Graduates Show des Lette Vereins
Am letzten Tag der BFW präsentierte der Lette Verein ausgewählte Kollektionen der vergangenen vier Jahrgänge in der Ankunftshalle des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Rund 500 Gäste verfolgten die Show. Im Fokus der Präsentation standen die Kollektionen von Greta Klingel (2022), Luis Steigleder (2023), Alexander Gigl und Jana Toebrock (2024) sowie Alena Ebba Keppler, Annika Herrmann, Charlotte Bütterich, Finnja Striggow, Miguel Bendrich und Rosalba Faroqhi (2025). Die Show wurde vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg in Kooperation mit Platte.Berlin und dem Lette Verein initiiert, unterstützt vom Bezirksamt Mitte und der Tempelhof Projekt GmbH.
Ziel sei es laut Veranstaltern, gestalterisches Potenzial früh sichtbar zu machen und den Übergang von Ausbildung zu Beruf zu erleichtern. Auch dieses Format versteht sich als Beitrag zur Nachwuchsförderung in der deutschen Modeindustrie. Durch gezielte Sichtbarkeit und Einbindung in den wirtschaftlichen Kontext sollen Talente langfristig in Berlin gehalten und der Standort als Markt für Design weiter profiliert werden.
Die Berlin Fashion Week setzt durch Initiativen, Programme und Plattformen auch zur Saison SS26 bewusst auf die Stärkung der jungen Kreativen. Veranstaltungen im Event Kalender von Neo.Fashion, Berlin Curated und die Best Graduates Show des Lette Vereins demonstrieren jene Bestrebungen während der Fashion Week und sorgen dafür, dass junge Kreative nicht nur sichtbar, sondern auch langfristig wirtschaftlich erfolgreich werden können. Dies soll gezielt durch eine Kombination aus Sichtbarkeit, Netzwerken, Förderung und professionelle Ausbildung geschehen.
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