Mailänder Modewoche: Ralph Lauren, Brioni, Corneliani und Church’s

Brioni: Leichter geht nicht

Ein anmutiger Moment – und eine extreme Leichtigkeit – charakterisierten die Show von Brioni, die in einem kürzlich restaurierten Palazzo präsentiert wurde. Der Palast gehörte einst dem berühmten Casati-Clan. Und Maria Luisa Casati war es, die als Muse der Künstler und Stilikone John Galliano im Jahr 1998 zu einer seiner großartigsten Shows für Dior inspirierte.
 
In einer Zeit, in der Menswear immer leichter wird, erreicht keine andere Marke dieselbe Leichtigkeit wie Brioni. Die Models schritten in hauchdünnen Seidenanzügen in den in dieser Saison überraschenden Trendfarben Preußischgrau, Sienarot und Rostbraun durch den bezaubernden Innenhof.
 
Die schönsten neuen Kreationen waren in einer Galerie mit Renaissance-Marmorbüsten auf Mannequins ausgestellt – so ein bemerkenswerter schwarzer Smoking, der aus zentimeterbreiten schwarzen Seidenbändern handgenäht wurde, so dass eine unvergleichlich schillernde Oberfläche entstand.
 
“Für mich ist es wichtig, den Menschen bewusst zu machen, wie geschickt unsere Kunsthandwerker sind. Die Herstellung dieser Jacke hat 14 Tage gedauert”, wie Brioni-Designer Norbert Stumpfl betont.
 
Daneben war ein perfekt geschnittener, hellgrauer Seiden- und Leinen-Smoking mit Schalkragen und leicht flauschiger Oberfläche zu sehen. Auch hier wurde durch die Zugabe von Enzymen, die den Glanz reduzierten, ein unglaublicher Effekt erzielt. Die zu beiden Seiten der Statue eines angesehenen Kardinals ausgestellten Looks sahen sehr elegant aus.
 
Noch markanter: ein beiger Smoking, bestickt mit echtem Goldfaden und winzigen Motiven der berühmten Brioni-Fabrik in den Abruzzen – dem Cape Canaveral der Herrenmode.
 

Corneliani: Lässige Schnitte, große Wirkung

Corneliani zählt zu den reflektierten Herrenmodemarken, die stets einen guten Überblick darüber geben, was Männer in sechs Monaten tragen werden. Das Label präsentierte seine Frühjahrskollektion 2026 im Rahmen einer eleganten Modenschau in einem gepflasterten Innenhof. Dazu die musikalische Begleitung verschiedener Musiker, wie etwa ein stilvoller Pianist und ein Bluesgitarrist.
 
Cornelianis zentrale Botschaft lautete leichte Kleidung, ohne viele Schichten – damit lieferte er clevere Tipps, wie man einen Anzug trägt, ohne dabei verkrampft zu wirken.
 
“Wir brauchen eine neue, zeitgemäße Art, Schneiderkostüme zu tragen”, erklärte Designer Stefano Gaudioso Tramonte und zeigte auf einen sehr feinen, superleichten Anzug in Karamellbraun kombiniert mit einem schiefergrauen Leinenhemd. Beide ohne Revers und Kragen.
 
Stefano Gaudioso Tramontes Hauptwaffen in dieser Saison sind Wolle, Baumwolle und Mohair. Er zeigte auch viele raffinierte Stoffinnovationen – wie tolle gestrickte Leinenhemden oder Kittel mit Stehkragen, kombiniert mit sanft geschnittenen Safarijacken.
 
Die Botschaft lautet: Moderner Luxus ist ganz leicht.
  

Church’s: Die Shanghai-Geste

Die mit Abstand eleganteste Accessoire-Auswahl in Mailand war an diesem Wochenende bei Church’s zu sehen. Das Label hieß seine Gäste im Piccolo Teatro Studio Melato willkommen, einem avantgardistischen Backsteintheater mit hoch emporragenden röhrenförmigen Galerien.
 
Der Stolz der Show war ein Shanghai-Modell aus dem Jahr 1929, das ursprünglich in Cincinnati erworben und dem Unternehmen vom Sohn eines dankbaren Kunden geschenkt wurde. Der ursprüngliche Shanghai-Schuh wurde als Mischung aus einem Golfschuh mit Quasten und einem Brogue entworfen. Das allererste Modell, das sorgfältig in einer Plexiglasvitrine aufbewahrt wird, verfügt sogar über eine Sohle mit dem Church’s-Logo. Dieser Look diente als Inspiration für eine großartige neue Auswahl an modernen Versionen des Shanghai für die Gegenwart.
 
Der Schlüssel zu den Schuhen von Church’s liegt in der berühmten Fabrik der Marke in Northampton, der Schuhmacherhochburg Großbritanniens. Aus der kürzlich renovierten Fabrik stammen auch die neuen Schuhmodelle, die aus einzigartigen Lederstoffen gefertigt werden – wobei das Budapester-Motiv lasergraviert wird.
 
Nur wenige Schuhmarken können mit der Patina eines Paars Church’s mithalten. Diese Tatsache wurde von zwei Handwerkern unterstrichen, die vor Ort einige klassische Budapester von Hand fertigstellten. Einer schnitt die Seiten mit kleinen scharfen Messern und Schleifpapier zu, der andere trug Schelllackpolitur und Spiegelglanz von Saphir auf.
 
Auf die Frage, wie man ein schönes Paar Schuhe am besten poliert, erklärte einer von ihnen freundlich:
 
“Nun, am besten verwendet man alte weiße T-Shirts, die schon oft gewaschen wurden. Die Rauheit und Verunreinigungen sind verschwunden, und das sorgt für ein tolles Finish.”
 
Die perfekte Patina im perfekten Piccolo Teatro Studio Melato. Es ist gut, jeden Tag etwas Nützliches zu lernen.