Pariser Haute Couture-Woche beginnt am Montag mit 29 Schauen und einem Media Impact Value von 200 Mio. Euro


Übersetzt von

Felicia Enderes

Veröffentlicht am



26. Januar 2025

Die Pariser Haute Couture-Woche, der höchste Ausdruck von Kreativität und Kultur in der Modebranche, beginnt am Montag mit einer Fülle von großen Marken, zwei Debütanten und zahlreichen Nebenveranstaltungen zum Thema Accessoires und Schmuck.

Schiaparelli – Herbst/Winter 2024 – 2025 – Haute Couture – Frankreich – Paris – ©Launchmetrics/spotlight

 
Die Welt der Eleganz und des Stils blickt gebannt auf die bevorstehende Saison, und zwar so intensiv, dass die weltweite Medienwirkung auf 200 Millionen Euro geschätzt wird, noch bevor auch nur ein einziges Stück Haute Couture präsentiert wurde.

Viele Nationen verfügen über eine gewisse Soft Power, aber nur Frankreich kann sich mit der Vormachtstellung der Couture brüsten. Es ist ein Begriff, der wie Champagner nur dann verwendet werden kann, wenn die High Fashion in Frankreich präsentiert wird.

Die Saison beginnt mit Schiaparelli und endet mit Germanier und dem nachhaltigen Glamour des wohl avantgardistischsten neuen Couturiers der Welt, dem Schweizer Kevin Germanier.
 
Dazwischen liegen zwei große Debüts: Alessandro Michele bei Valentino und Ludovic de Saint Sernin, der in dieser Saison Gastdesigner bei Jean-Paul Gaultier ist.
 
Die klassisch-eleganten weißen Einladungen haben bereits die Chefredakteure und VIPs erreicht. Daniel Roseberry von Schiaparelli verschickte jedoch ein goldenes Metallblatt, und Michele, typisch eigenwillig, ließ eine blassblaue Schachtel mit der Aufschrift Vertigineux überbringen, in der sich drei Mandelseifen befanden. Da “Vertigineux” auf Französisch “Schwindelig” bedeutet, könnte dies ein Hinweis auf das sein, was uns erwartet.
 
Die Aufnahme in den offiziellen Kalender wird von der Fédération de la Haute Couture et de la Mode (FHCM) geregelt. Diese Plätze werden streng gehütet und sind bekanntermaßen schwer zu bekommen. Designer können Jahre damit verbringen, Couture in Paris zu zeigen, ohne jemals angenommen zu werden. Die FHCM nimmt jedoch jede Saison ein oder zwei neue Gesichter auf – diesen Monat sind es Germanier und Miss Sohee. Pascal Morand, geschäftsführender Präsident der FHCM, erläutert im Folgenden die weitreichende Bedeutung der Couture.
 
Obwohl die Schauen viel intimer sind als die riesigen Laufstegextravaganzen während der Prêt-à-porter-Saison, sind die Verkehrsstaus noch viel schlimmer. Denn zu den größten Couture-Schauen fahren Flotten von 500 Limousinen mit VIPs und so genannten TWAGS (Trillionaires Wives And Girlfriends) durch Paris. Auch zahlreiche Designer, die nicht im Kalender stehen, und große Juweliergeschäfte nutzen die Gelegenheit.
 
Vor allem aber ist es die einzigartige Präsentation der Haute Couture in einigen der schönsten Gebäude von Paris. Chanel nimmt das Grand Palais in Beschlag, Schiaparelli ist gegenüber im Petit Palais zu sehen, Dior präsentiert sich im Rodin-Museum und Balmain wird seine neuesten Entwürfe in seiner eigenen Villa in der Rue Francois Premier vorstellen.
 
Insbesondere diese vier Shows ziehen immer das größte Kontingent an echten Filmstars an. Ihre Mission: einen einzigartigen Couture-Look zu finden und zu reservieren, um ihn bei der Oscar-Verleihung am 5. März in Los Angeles zu tragen. Der ultimative Traum – die Gewinnerin der Kategorie “Best Actress” einkleiden.

Pascal Morand – Courtesy

Kaum einer kann diese Saison besser erklären als Pascal Morand, Executive President der FHCM. Im Gespräch mit FashionNetwork.com verrät er, was uns in der wohl spannendsten Woche des Modekalenders erwartet.
 
FashionNetwork.com: Worauf freuen Sie sich in der kommenden Couture-Saison am meisten?
 
Pascal Morand: Die Haute Couture steht nicht nur für eine große Tradition, sondern auch für die Osmose zwischen Kreation und Savoir-faire, die von den Häusern auf höchstem Niveau erreicht wird. Die Haute Couture Woche ist ein Ort großer kreativer und internationaler Vielfalt, mit brillanten jungen Designern, die in dieser Szene auftreten. All das macht sie sehr attraktiv und anregend. 
 
FNW: Wie bringen Sie die Bedürfnisse der großen französischen Modehäuser mit der Notwendigkeit in Einklang, neue Couture-Talente zu fördern?
 
PM: Die Haute Couture-Woche ist genau der Moment, in dem das Gleichgewicht zwischen den etablierten und bekannten Häusern und den aufstrebenden Designern hergestellt wird. Der offizielle Kalender versammelt Haute Couture-Häuser, internationale Corresponding Members und Gäste. Das Haute Couture-Komitee sorgt für dieses Gleichgewicht und wählt eine kleine Anzahl von Newcomern als Gäste aus. In dieser Saison begrüßen wir Germanier und Miss Sohee.
 
FNW: Wie hoch schätzen Sie die finanziellen Auswirkungen der Couture in Paris ein?

PM: Die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der Haute Couture sind vielschichtig.
Für die Häuser selbst stellt sie eine wesentliche Aktivität dar, ein Symbol für das große Savoir-faire der Ateliers und eine wichtige Antriebskraft. Sie vereint neben den kreativen Gemeinschaften eine Reihe von Berufen und Handwerkern, für die die Qualität des Fachwissens entscheidend ist, wie bei den Métiers d’Art. Sie ist auch Ausdruck der besonderen Betreuung von Kunden aus der ganzen Welt. Die Bedeutung, die in der heutigen Welt der Personalisierung, der Einzigartigkeit und dem Savoir-faire beigemessen wird, stimuliert zudem aufstrebende Marken und veranlasst sie, die Haute Couture als konkreten Vektor der wirtschaftlichen Entwicklung zu wählen.
 
FNW: Wie wirkt sie sich auf die französische Wirtschaft aus?

PM: Alle oben genannten Punkte führen zur Vitalität der Haute Couture-Woche, welche in Frankreich einzigartig ist und deren Einfluss immer weiter zunimmt. Dies lässt sich anhand von Schätzungen des Earned Media Value messen, insbesondere des von Launchmetrics berechneten Media Impact Value, der sich in den letzten drei Jahren verdreifacht hat und in der letzten Saison rund 200 Millionen Dollar erreichte.
 
FNW: Welchen Einfluss hat sie auf die französische und internationale Kultur?
 
PM: Die Haute Couture ist ein Markenzeichen der französischen Kultur. Sie vermittelt ein Bild von Kultur und Raffinesse. Sie ist ein Beweis dafür, dass das menschliche Geschick die Moderne ebenso verkörpert wie die modernste technologische Innovation, mit der sie auch in Verbindung gebracht werden kann.
Sie ist ein Bezugspunkt für Designer aus aller Welt, die ihre Kultur und ihre Traditionen in einer kreativen Dynamik einfließen lassen, die sich in Paris entfaltet.
 

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